‚Nein‘ sagen? Ohne schlechtes Gewissen? Na klar!

von Allgemein, Entscheidung, Kommunikation

Lerne, aus den richtigen Gründen ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ zu sagen!

‚Mädchen für alles?‘ Wie anstregend!

Kannst du Nein sagen ohne schlechtes Gewissen oder bist du "Mädchen für alles?
Bild: Pixabay

Lange war ich ‚The Yes Girl!‘  Ich hob immer die Hand, als die Frage gestellt wurde, wer Kekse für den Weihnachtsbasar backt. Immer sprang ich direkt ein, wenn jemand meine Zeit, mein Geld oder meine Umzugskartons brauchte. „Nein“ sagen war so gut wie ein Fremdwort für mich!

Oft sagte ich ‚Ja‘ zu Dingen, an die ich zutiefst geglaubt habe, wie zum Beispiel Flüchtlingen zu helfen, sich in einem neuen und unbekannten Land einzuleben oder auf der Baustelle für unser neues Kirchengebäude einzuspringen. 

Wenn ich ehrlich bin, sagte ich aber auch oft ‚Ja‘ zu Dingen, die mir Bauchschmerzen bereitet haben! Am Ende, war ich nur überfordert und lustlos unterwegs!

Ich vergleiche es mit der Erfahrung, einen Muskel zu zerren.  Oft weiß man genau, in welchem Moment man es übertrieben hat… man hat einen Topf gehoben, der zu schwer war, oder eine falsche Bewegung gemacht, um Lebensmittel aus dem Kofferraum des Autos zu holen… man spürt in diesem Moment das Heulen des Protests des Körpers und der Schmerz dieser Bewegung klingt oft noch lange Zeit nach.

Motivations-Check beim Nein sagen

Lange dachte ich, ‚Ja‘ sagen sei gleichbedeutend mit Hilfsbereitschaft und Selbstlosigkeit, und in vielen Fällen ist es auch so.  Ich möchte jemand sein, der nicht die Augen vor dem Leid oder den Bedürfnissen anderer verschließt, und mit diesen guten Absichten habe ich sicherlich vielen Menschen geholfen, die es dringend nötig hatten. 

Mehr zu meiner Geschichte kannst du im folgenden Beitrag lesen: Wertschätzung ist meine Vision

Wer nicht Nein sagen kann wird oft ungenießbar
Bild: Henrikke Due, Unsplash

Ich begann jedoch zu bemerken, dass ich im „Wonderwoman Modus“ funktioniert habe, und dass ich mich oft ausgenutzt und überfordert von all dem Helfen fühlte. Oft beschwerte ich mich bei Freunden, dass ich keine Zeit für sie hatte. Ich war gereizt und abgelenkt mit meiner Familie. Müdigkeit und die Symptome von chronischem Stress machten sich immer bemerkbarer. Schließlich wurde mir klar, dass sich etwas ändern musste. Ich begann mit einer Inventur meiner Entscheidungen und kam zu einem lebensverändernden Schluss.

Die Probleme tauchten auf, als ich angefangen habe, aus den falschen Gründen ‚Ja‘ zu sagen!  Ich stellte fest, dass es mir sehr wichtig war, wie meine Zustimmung von anderen wahrgenommen wurde. Meine Entscheidungen zu Handeln wurden manchmal ziemlich berechnend („Wie wird es die Beziehung zum Positiven beeinflussen, wenn ich jetzt …?“) Ich ertappte mich dabei, wie ich mit der falschen Motivation ‚Ja‘ gesagt habe und mich von dem edlen Ziel, aus reinem Herzen anderen zu helfen, entfernt habe. Allzu oft, wollte ich in erster Linie nur mir selbst helfen!

Eine mutige Analyse

Ich brauchte eine Menge Mut, um endlich der Tatsache ins Auge zu sehen, dass ich in egoistischem Interesse handelte! Ich habe aber festgestellt, dass das Beste, was du tun kannst, wenn du mit einer Bitte um Hilfe konfrontiert wirst, ist, dich zu fragen, WARUM du es überhaupt tun willst. Es gehört eine Menge Mut dazu, sich einzugestehen, dass du etwas mit der falschen Motivation tust!

Möchtest Du:

  • das Gefühl haben, dass du gebraucht wirst?
  • beweisen, dass du besonders talentiert/großzügig/wichtig bist?
  • den Frieden in einer schwierigen Beziehung bewahren?
  • einen Fehler der Vergangenheit wieder gut machen?
  • etwas tun, nur weil andere es auch tun?

Bist du wirklich an der Aufgabe interessiert, oder kannst du einfach nicht die Möglichkeit ertragen, jemanden zu enttäuschen?  Hast du genügend Zeit, Geld, Energie, um die Aufgabe zu erfüllen, oder müsstest du in anderen Bereichen (z.B.Familie) zu große Opfer bringen?  Merke dir:

Ja‘ sagen zu anderen = ‚Nein‘ sagen zu dir selbst!

Ich weiß, das sind einige schwierige Fragen, die du dir stellen muss, bevor du auf eine Anfrage antwortest. Doch wenn du lernst, beherzt ‚Nein‘ zu den guten Dingen zu sagen, kannst du gleichzeitig ‚Ja‘ zu den großartigen Dingen sagen, die dir bereits wichtig sind!

Frieden, auch wenn’s weh tut!

Bedeutet das, dass du nicht von Zeit zu Zeit Opfer bringen solltest, um anderen zu helfen?  Auf keinen Fall!  Es gibt Momente im Leben, in denen du ‚tief in die Taschen greifen musst‘ und ‚Ja‘ sagst, auch wenn es völlig unbequem ist.

Wie sollst du denn wissen, dass du aus den richtigen Gründen dein ‚Ja-Wort‘ geben kannst? 

Der Unterschied ist nach meiner Erfahrung der Frieden.  Frieden ist die Ruhe, die du hast, wenn du weißt, dass du eine richtige Entscheidung getroffen hast, besonders wenn die Umstände nicht ideal sind. Er ist als Barometer für (harte) Entscheidungen absolut unersetzlich!  Kannst du ‚Ja‘ zu dieser Verpflichtung sagen und in dieser Nacht noch schlafen? Das ist ein großer Lackmustest für die nächste Situation, in der du gebeten wirst, dich zu etwas zu verpflichten, und vielleicht kannst du statt sofort ‚Ja‘ zu sagen, eine der folgenden Alternativen anwenden:

Was kann ich statt „Nein“ sagen?

1.    Verhandeln:  Wenn du mit den Bedingungen der Anfrage nicht einverstanden bist (z.B. dem Zeitrahmen, der Intensität), kannst du anbieten, zu DEINEN Bedingungen zu helfen:

‚Ich helfe dir gerne, aber zweimal in der Woche ist mir zu viel. Einmal pro Woche wäre für mich in Ordnung.‘

‚Ich kann das für dich tun, aber eine Woche ist einfach nicht lang genug, um es zu erledigen. Ich könnte es in 10 Tagen schaffen… ist das okay für dich?‘

2.    ‚Zeit kaufen‘: Wenn du nicht sicher bist, ob du ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ sagen möchtest, kannst du um mehr Zeit bitten, um über deine Antwort nachzudenken. Falls die Antwort am Ende ‚Nein‘ lautet, hast du auch die Zeit, dir eine elegante Antwort auszudenken und sie zu üben!

‚Oh, da bin ich mir nicht so sicher. Könntest du mir einen Tag Zeit geben, um darüber nachzudenken und auf dich zurückzukommen?‘

‚Darauf muss ich zurückkommen, nachdem ich mit … gesprochen habe / auf meinen Kalender geschaut habe.‘

Du bist dein wichtigster Mensch!

Wenn alles gesagt und getan ist, braucht es großen Mut, für dich selbst einzustehen und nicht jedermanns Liebling zu sein!  Du hast nur begrenzte Zeit, Energie und Ressourcen, und es lohnt sich, das zu analysieren, was dam wichtigsten ist, und dir die Freiheit zu geben, dem nachzugehen! Mit der Zeit und Energie, die dir übrig bleibt, wirst du in der Lage sein, gute Entscheidungen darüber zu treffen, wo und wann du ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ sagen möchtest…aus den richtigen Gründen!

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